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Das Ufer der Oder bei Breslau

Künstler zwischen den Zeiten – der Oppelner Künstler Georg Nerlich (1892–1982)

Das Schaffen des Künstlers Georg Nerlich (1892–1982), nach dem in der Dresdener Johannstadt eine Straße benannt ist, wurde von der künstlerischen Freiheit der 1920er Jahre geprägt. Vor kurzem erwarb das Schlesische Museum ein größeres Konvolut seiner Arbeiten, darunter auch Werke, die er ab 1946 in seiner neuen Heimat Dresden schuf. Auf dem Gemälde, das in der aktuellen Sonderschau "Neue Kunstschätze" im Schlesischen Museum hängt, ist die Oderlandschaft bei Breslau zu sehen.

Insgesamt ist es ein großes Konvolut früher und später Arbeiten des schlesischen Künstlers aus dem Privatbesitz seines ehemaligen Schülers Karl-Heinz Ziolko, das seit Kurzem die Museumssammlung komplettiert. 2014 hatte Ziolko eine kleine Publikation über den Künstler im Bergstadt-Verlag W. G. Korn veröffentlicht. Sie vermittelt einen Eindruck vom Schaffen des Künstlers, der in der Kunstszene der 1920er Jahre in Schlesien eine herausragende Rolle spielte.

Das hatte sich der 1892 in Oppeln geborene Künstler schwer erarbeitet, denn seine Familienverhältnisse waren durch den frühen Tod des Vaters schwierig. Er konnte jedoch von 1912 bis 1917 an der Breslauer Akademie studieren und etablierte sich neben seiner Tätigkeit als Lehrer in Kattowitz, Oppeln und Breslau schnell als ernstzunehmender Künstler. Eindrucksvoll sind vor allem seine expressionistischen Druckgrafiken aus den frühen 1920er Jahren. Später fand Georg Nerlich zu einem gemäßigteren Stil. Parallel setzte er sich zusammen mit dem Künstlerkollegen Paul Holz für einen modernen Kunstunterricht ein.

Nach 1933 fielen einige seiner Frühwerke der Aktion „Entartete Kunst“ zum Opfer. Nerlich durfte aber weiterarbeiten und ausstellen. Ein herber Schlag war jedoch der Verlust eines Großteils seiner Arbeiten durch Kriegseinwirkung. In den letzten Kriegsjahren zog sich der Künstler ins Riesengebirge zurück. Von dort reiste er 1946 mit dem legendären Gerhart-Hauptmann-Sonderzug aus.

Dresden wurde für ihn eine neue Heimat. Er erhielt eine Professur an der Technischen Universität und war auch sonst im künstlerischen Leben Dresdens so aktiv, dass man im Stadtteil Johannstadt eine Straße nach ihm benannte. Sein Grab auf dem Dresdner Waldfriedhof Weißer Hirsch ist bis heute erhalten.

 

Bildangaben: Georg Nerlich (1892 Oppeln – 1982 Dresden): Oderlandschaft bei Breslau, 1930/40er-Jahre, Öl/Leinwand. © Foto: Schlesisches Museum zu Görlitz