Hier finden Sie aktuelle Nachrichten des Schlesischen Museums und des Kulturreferats für Schlesien.

Die kleine Katze aus Eichenholz

Eine geschnitzte Tierfigur von Reinhold Kraft (1907–2003) in der Sonderausstellung „Neue Kunstschätze“

Neugierig lugt eine kleine Katze in die neue Sonderausstellung des Schlesischen Museums. Unzählige Maler haben Katzen gemalt – im Schlesischen Museum ist nun eine kleine Katze aus Eichenholz zu bewundern. Die leicht stilisierte Tierfigurgehört gehört zu den „Neuen Kunstschätzen“ unserer gleichnamigen Sonderausstellung. Geschnitzt hat sie 1966 der Künstler Reinhold Kraft (1907–2003), ein Bildhauer aus Teichenau im Kreis Schweidnitz – heute Bagieniec. 

Eigentlich wollte Reinhold Kraft Gärtner werden. Dann entschied er sich aber 1922 für eine Bildhauerlehre in der Holzschnitzschule in Warmbrunn, die er 1926 mit der Gesellenprüfung abschloss. 1932 zog er wieder in seinen Heimatort, absolvierte 1934 seine Meisterprüfung und war in seinem Atelier im Teichenauer Schloss bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs tätig. 

Der Krieg und seine Folgen verhinderten jedoch bald jede weitere bildhauerische Tätigkeit. Nach 1945 fand Reinhold Kraft im Harz eine neue Heimat. Erst 1956 konnte er wieder in Westdeutschland seine künstlerische Arbeit aufnehmen, für die er verschiedene größere Aufträge erhielt. Seit 1972 erteilte er außerdem Unterricht an der Volkshochschule in Clausthal-Zellerfeld im Harz.

Für sich privat fertigte er Porträts seiner schlesischen Eltern an oder ließ den Berggeist Rübezahl wieder lebendig werden – diese Arbeiten befinden sich heute ebenfalls im Schlesischen Museum. 1968 erwarb er das ehemalige Forstgehöft von Festenburg im Harz, das noch heute als sein „Haus Teichenau“ erhalten ist. Hier lebte er bis wenige Jahre vor seinem Tod 2003. Haus und Atelier waren laut Zeitzeugen mit zahlreichen stilisierten Katzen in Holz und in Stein geschmückt. Der Künstler wurde fast 100 Jahre alt. Katzenliebe hält eben jung.

© Foto: Schlesisches Museum zu Görlitz