Hier finden Sie aktuelle Nachrichten des Schlesischen Museums und des Kulturreferats für Schlesien.

Selbstporträt des Malers Johannes Graf (1837–1917)

Vorhang auf für einen Vergessenen: Freilichtmalerei in der schlesischen Bergwelt um 1900

Selbstporträt des schlesischen Malers Johannes Graf (1837–1917) mit Palette, Malerkittel und einem Geschirrtuch als Sonnenschutz, um 1900, Öl/Malpappe. Foto: SMG

Selbstporträt des schlesischen Malers Johannes Graf (1837–1917) mit Palette, Malerkittel und einem Geschirrtuch als Sonnenschutz, um 1900, Öl/Malpappe. Foto: SMG

Das originelle Selbstporträt des Malers Johannes Graf (1837–1917) wurde 2011 in der Fernsehsendung „Bares für Rares“ als ungeliebtes Erbstück verkauft. Es hatte jahrelang in einer Privatwohnung hinter einem Vorhang gestanden. „Es wurde in unserer Familie nie besonders wertgeschätzt. Meine Mutter hat immer gesagt: ‚Der alte Mann da‘“, berichtete die Besitzerin. 

Ein Mitglied aus dem Förderverein des Museums bemühte sich anschließend um das Bild und schenkte es dem Schlesischen Museum. Nun rückt die Sonderausstellung „Neue Kunstschätze“ im Schlesischen Museum dieses ungeliebte Familienerbstück wieder in das rechte Licht.

Denn es handelt sich um ein Selbstporträt des schlesischen Malers Johannes Graf, von dem das Museum bereits einige kleinere Ölskizzen besitzt. Auch das Porträt ist ein Kleinformat, gerade mal 36 x 28 cm groß. Wertvoll ist es jedoch, weil es die erste Darstellung eines Freilichtmalers in der Gemäldesammlung des Museums darstellt. In einer seltsamen Mischung aus Ernst und Skurrilität tritt der Maler hier dem Betrachter gegenüber. Im Malerkittel, die Palette in der Hand und mit einem Geschirrrtuch als Sonnenschutz um den Kopf gewunden, schaut er ernst und konzentriert auf sein Gegenüber.

Das Gemälde zeigt das malerische Können von Johannes Graf, der als Sohn eines Missionsgeistlichen in Posen und Niesky bei Görlitz aufwuchs und seit 1856 die Akademien in Berlin und München besuchen konnte. Reisen führten ihn durch Schlesien und seit 1863 mehrmals nach Rom, wo er Kontakt zur großen deutschen Künstlerschaft aufnahm. Die Verwicklung in eine Intrige ließ ihn jedoch bei späteren Aufenthalten zum Außenseiter werden, sodass er die italienische Hauptstadt 1881 endgültig verließ.

In den folgenden Jahrzehnten, die er seit 1882 im Badeort Landeck verbrachte, fiel sein Schaffen mehr und mehr dem Vergessen anheim. Der Künstler scheint in dieser Zeit die Öffentlichkeit gemieden zu haben. Erst eine Nachlass-Ausstellung 1918 im Schlesischen Museum der bildenden Künste zu Breslau rückte sein Schaffen wieder in den Blick. Dort wurde auch dieses Gemälde verkauft, wie das Etikett der Ausstellung auf der Rückseite verrät. Durch welche Hände es anschließend ging, ist unbekannt. Mit der Schenkung eines Mitglieds des Fördervereins gelangte es nun ins Museum, wo es in der aktuellen Sonderschau an die Freilichtmalerei um 1900 in der schlesischen Bergwelt erinnert.

Bildangaben: Johannes Graf (1837 Fraustadt / Provinz Posen – 1917 Landeck / Schlesien). Selbstporträt, undatiert [um 1900], Öl/Malpappe. © Foto: Schlesisches Museum zu Görlitz

Schenkung aus der Sammlung Arthur und Claus König, Boostedt, von Claus König, Mitglied im Verein der Freunde und Förderer des SMG unter seinem Vorsitzenden, Herrn Dr. Klaus Schneider