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Max Odoys (1886–1976) magisches Stillleben

Sachlich und kühl – die Suche nach einer neuen Kunst zwischen Neuer Sachlichkeit und Expressionismus

Bildangaben: Max Odoy (1886–1976): Stillleben mit weißer Marguerite, 1927, Öl/Leinwand, © Foto: SMG

Bildangaben: Max Odoy (1886–1976): Stillleben mit weißer Marguerite, 1927, Öl/Leinwand, © Foto: SMG

Sachlich und kühl – das war das Kennzeichen der sogenannten „Neue Sachlichkeit“ Mitte der 1920er Jahre. Diese Form der Kunst war eine Gegenbewegung zur emotionsbetonten Bildsprache des Expressionismus. Max Odoy suchte 1927 mit seinem Stillleben eine Verbindung zwischen den Stilen, was in seinem "Stillbeben mit weißer Marguerite" sichtbar wird.

Nachdem sich die schwierigen Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland etwas konsolidiert hatten, wünschten sich viele Kunstschaffende eine Rückbesinnung auf die Tradition. Man wollte weg vom „Oh Mensch"-Pathos des Expressionismus, vom Schwelgen in Zukunftsutopien, von den verzerrten Formen und wilden Farben. Ziel war es, wieder in der Gegenwart anzukommen und neue Wege zwischen den verwirrend vielen Kunsttendenzen der Zeit einzuschlagen.

Diese allgemeine Entwicklung dürfte auch den Breslauer Zeichenlehrer und Maler Max Odoy (1886–1976) beeinflusst haben. Er hatte vor dem Ersten Weltkrieg in Breslau sein Examen als Kunstlehrer bestanden und war als Kunsterzieher tätig. Der gebürtige Oberschlesier experimentierte seit Beginn der 1920er Jahre mit einer Kunstsprache zwischen Expressionismus und „Neuer Sachlichkeit“.

Sein Stillleben von 1927 ist daher trotz äußerer Ruhe von einer inneren Dramatik belebt. Dafür sorgen die enorme Farbenintensität des Bildes sowie der bewegte Faltenwurf des violetten Stoffs. Der Blumenstrauß wirkt, als wären die Blumen eben erst gepflückt worden und noch voller Leben. Odoy entwickelte damit ein Beziehungsgeflecht zwischen den Dingen, das dem Erlebnis der Wirklichkeit ein gewisses „magisches“ Moment verlieh.

In der Sonderausstellung "Neue Kunstschätze" ist das Gemälde nun erstmals im Schlesischen Museum zu sehen.

 

Bildangaben: Max Odoy (1886–1976): Stillleben mit weißer Marguerite, 1927, Öl/Leinwand, © Foto: Schlesisches Museum zu Görlitz