Naturnah zu leben, Kraft aus der Natur zu ziehen und ihre Schönheit zu bewundern, ist nicht erst ein Bedürfnis unserer Zeit. Schon um 1900 suchten Künstler fern von den expandierenden Städten mit ihrem Lärm und Schmutz, ihren Industriebauten und ihrem hektischen Alltag nach Ruhe in der Natur. Aus der intensiven Zwiesprache mit der noch unberührten Natur erhofften sie sich neue Impulse für ihr Kunstschaffen. Ihre Motive fanden sie eher zufällig: Mal war es ein Landschaftsausblick, der sie fesselte, mal eine Baumwurzel oder ein blumenbestandener Feldrain.
Die 1913 gemalte Landschaft von Hans Dressler (1869–1943) führt den Betrachter in eine von zarten Farben bestimmte morgendliche, leicht neblig verhangene Landschaft. Dünne Birkenstämme recken sich aus herbstlichem braun-grünem Grund in einen zarten rosa-bläulichen Himmel.
Wo der Breslauer Maler diese atmosphärisch dichte „Landschaft mit Birken“ 1913 sah, ist nicht überliefert. Es könnte eine Erinnerung an seine Zeit an der Münchener Akademie gewesen sein, die er nach seinem Studium an der Breslauer Kunstschule 1885/86 besuchte. Wie viele Künstler malte er damals vermutlich im nahen Dachauer Moos. Zur Entstehungszeit des Gemäldes lebte der Künstler aber schon lange Jahre wieder in Breslau und führte hier seit 1892 eine private Zeichen- und Malschule. Reisen brachten ihn immer wieder in verschiedene Regionen Schlesiens sowie nach Italien und an die Ostsee.