Zahlreiche Eisenbahnmodelle illustrieren heute die Geschichte der schlesischen Eisenbahn. Dass man sie zurzeit im Schlesischen Museum besichtigen kann, ist dem gebürtigen Laubaner Klaus Christian Kasper (1931–2022) zu verdanken. Der Kaufmannssohn floh 1945 als 14-jähriger Junge mit seiner Familie vor der Roten Armee und gelangte über Umwege ins Rheinland, wo er eine neue Heimat fand.
Mit den Jahren kehrte die Erinnerung an seine wohlbehütete Kindheit zurück. Dies und auch die Erkenntnis, dass die Pionierarbeit der schlesischen Eisenbahn, die zu den ersten elektrifizierten Bahnstrecken Deutschlands gehörte, im Westen Deutschlands weitgehend unbekannt war, bewog Kasper, sich intensiv mit der Regionalgeschichte seiner alten Heimat zu beschäftigen.
In den 1980er Jahren begann er intensiv zu recherchieren und trug so während seiner Berufstätigkeit als Industriekaufmann über viele Jahre hinweg ein umfangreiches Archiv zur Heimat- und Eisenbahngeschichte zusammen. Kasper gründete einen eigenen Verlag und veröffentlichte zwischen 1994 und 2016 zahlreiche zeitgeschichtliche Werke.
Durch die Verwandtschaft mit Alexander Szalapski, dem Kurator der Ausstellung „Niederschlesien im Aufbruch“, kamen seine Modelleisenbahnsammlung und das umfangreiche Archiv 2022/23 als posthume Schenkung an das Schlesische Museum zu Görlitz. Wir danken Karl Christian Kasper, der 2022 in Bonn im Alter von 91 Jahren starb, und gedenken seiner.
Bis zum 14. April 2024 sind Kaspars Eisenbahnmodelle im Schlesischen Museum noch als Kern der Sonderschau „Niederschlesien im Aufbruch“ zu sehen. Diese informiert sowohl über die Geschichte der Schlesischen Gebirgsbahn als auch über die Industriezweige und Gewerbe, die sich im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entlang der Strecke zwischen Görlitz, Hirschberg (Jelenia Góra) und Waldenburg (Wałbrzych) entwickelten. Sie brachten Produkte von Tschentüchern bis Porzellan hervor, die in ganz Deutschland, teilweise Europa und mitunter sogar bis in die USA bekannt wurden.