Ein Film über einen Fotografen aus Schlesien und einen Polen, der ihn wieder lebendig machte
Weihnachten 1934 feiert Doktor Hans Hoehl mit seiner engsten Familie im deutschen Kurort Bad Rainerz in Niederschlesien. Hier lebt und arbeitet er als Arzt im Bereich der Balneologie. Hans ist ein begeisterter Fotograf. In seinem bequemen, bürgerlichen Leben bleibt viel Zeit für Arbeit, Sport, Reisen und Unterhaltung. In Begleitung seiner Frau Friedel reist er oft innerhalb Deutschlands und auch ins Ausland. Im Jahre 1935 macht er eine spektakuläre Mittelmeerkreuzfahrt auf dem Schiff "Monte Rosa" und ein Jahr später eine aufregende Reise nach Budapest.
Das alles erfahren wir aus dem Album mit Negativen von etwa anderthalb Tausend Fotos, das 70 Jahre nach dem Krieg in Ostpolen gefunden wurde. Heute ist Bad Reinerz ein polnischer Kurort und heißt Duszniki-Zdrój. Wie aus allen nach dem Zweiten Weltkrieg an Polen abgetretenen Gebieten wurden auch aus Bad Reinerz die früheren Bewohner vertrieben. Doch auf den Fotos von Hans Hoehl lebt die Zeit. Durch die gründliche, akribische Recherche des Informatikers und Schriftstellers Piotr Strzałkowski, der zufälligerweise in den Besitz des Albums kommt, lernen wir Hans Hoehl kennen und verfolgen seinen Lebensabschnitt mit den malerischen Landschaften Schlesiens, Deutschlands und Europas im Hintergrund und mit Menschen, die die nahende Katastrophe nicht ahnen...
Über seine fast sechsjährige Rechereche schreibt Piotr Strzałkowski im 2013 erschienenen Buch Das Album. Ende 2018 lernt er bei der Buchmesse in Wrocław (Breslau) die Filmemacherin und Buchautorin Mieczysława Wazacz kennen. Sie ist beeindruckt von den Fotografien aus dem gefundenen deutschen Album und der Art und Weise, wie Piotr Strzałkowski nach ihrem Besitzer suchte. Auf der Grundlage des Buches und mehrerer Hundert zugeschickten Fotos dreht Mieczysława Wazacz 2020 einen stimmungsvollen Dokumentarfilm.
Im Auftrag des Kulturreferates für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz ist 2021 die deutsche Fassung des Filmes unter Mitwirkung von Martha Pohla, Marc Schützenhofer (beide Schauspieler am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau) und Heinz Müller (Tontechniker) entstanden. Die Übersetzung bereiteten im Vorfeld Jowita Selewska und Mateusz Śmigły von Tropiciele Historii vor. Die Tonaufnahmen erfolgten in Ars Augusta e.V. in Görlitz.
Mieczysława Wazacz (Jg. 1942) ist Absolventin der Filmschule in Łódź sowie Autorin von Erzählungen und Büchern (u. a. Breslau. Die stadt der Geretteten), die in Polen und in London, wo sie seit rund 50 Jahren lebt, veröffentlicht wurden. Bevor sie 1971 nach London zog, arbeitete sie beim Warschauer Fernsehen. Sie ist Autorin von Fernsehspielen und Theaterproduktionen, die in London (Teatre POSK) inszeniert wurden, sowie von Dokumentarfilmen für das polnische Fernsehen. Der Film Das Album von Hans 1934-1938 entstand in Zusammenarbeit mit Tadeusz Skarżyński, einem begeisterten Amateurfilmemacher. Nachdem er seine wissenschaftliche Karriere als Molekularbiologe am Imperial College und bei GlaxoSmithKline beendet hat, widmete er sich der Produktion des Filmes über Hans Hoehls Album.