Schlesiens Probleme beim Übergang zur Moderne sind beispielhaft an der Kunstentwicklung Anfang des 20. Jahrhunderts abzulesen. Vor dem Ersten Weltkrieg überwog selbst in der Großstadt Breslau noch der konservative Geist der Wilhelminischen Zeit, so dass sich Neues nur mit Mühe durchsetzen konnte. Es gab kaum Mäzene, die Nachwuchskünstler förderten. Erst in den 1920er Jahren erlebte Breslau den befreienden Aufbruch der jungen Generation, der sich in einem neuen Stilwollen auf allen Gebieten der Kunst manifestierte. Vor allem in Zeiten der Wirtschaftskrise wirkte sich der Mangel an öffentlicher und privater Förderung aus: manche künstlerische Begabung konnte nicht zur Entfaltung gelangen. Trotz aller äußeren Widrigkeiten entwickelte sich ein vielfältiges kulturelles Leben, von dem bis 1933 Impulse auf ganz Schlesien ausgingen.
Breslau war immer das Zentrum der schlesischen Kunst. Trotz bedeutender Museen und Privatsammlungen galt die Stadt jedoch lange als provinziell und konservativ. Erst in den 1920er Jahren entwickelte sie sich zu einem Zentrum modernen Kunstschaffens, das mit einem lebhaften Theater- und Literaturbetrieb, Künstlerfesten und bedeutenden Ausstellungen überregional auf sich aufmerksam machte. Bekannte Maler, Bildhauer und Architekten kamen an die Breslauer Akademie und brachten avantgardistische Kunstrichtungen mit. Neues stieß beim Publikum jedoch häufig auf Unverständnis und Desinteresse.