Schlesien erfahren: 375 Jahre Westfälischer Friede – Folgen und Auswirkungen für Schlesien

Am 24. Oktober 1648 wurden in Münster und Osnabrück zwei Friedensverträge geschlossen, die den Dreißigjährigen Krieg beendeten – einen der längsten und blutigsten Kriege in Europa. Ausgelöst durch den Prager Fenstersturz 1618, fing der Krieg als Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten an und wurde schnell zum Machtkampf um die Vorherrschaft in Europa. Mitten im Geschehen war das damalige Königreich Böhmen mit seinen verschiedenen Regionen, darunter auch Schlesien als eines der bedeutenden Erbländer.

Der Vortrag von Dr. Inge Steinsträßer am 20. Oktober 2023 ging auf die Hintergründe des Dreißigjährigen Krieges, seinen wechselhaften dramatischen Verlauf, die Leiden der Bevölkerung und auf die langwierigen Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück ein. Gesandte unterschiedlicher Nationalitäten und Kriegsparteien verhandelten fünf Jahre lang, während der Krieg zwischenzeitlich weiterging. Von der letztlich ausgehandelten Friedensordnung profitierte auch das arg mitgenommene Schlesien. Mit der Aufhebung des Emigrationszwangs, der Gewährung freier Religionsausübung im Ausland und die Erlaubnis, auf eigene Kosten vor den Toren der Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau drei sogenannte Friedenskirchen für Angehörige der Augsburgischen Konfession zu errichten, erhielten die Protestanten in Schlesien dauerhafte Privilegien gegenüber des strikten Religionszwanges der katholischen Habsburger in Wien. Im Vortrag wurden die handelnden Personen der Zeitgeschichte, insbesondere in Böhmen und Schlesien, die Besonderheiten der Friedenskirchen, deren Funktion, ihre reiche Ausstattung und ihr weiteres Wirken über die Jahrhunderte hinweg vorgestellt.

Im Mittelpunkt der Exkursion am 21. Oktober standen die beiden Friedenskirchen in Jawor (Jauer) und Świdnica (Schweidnitz) als bis heute erhaltene und eindrucksvolle Zeugnisse der Umsetzung des Friedensvertrages in Schlesien. In Schweidnitz erinnerten wir mit der deutsch-polnischen Theateraufführung "Schweidnitzer Zeitreise" auf dem Ring am Museum des Alten Kaufmannstandes (Muzeum Dawnego Kupiectwa) und einem Friedenskonzert in der Friedenskirche an das 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens.

Drei Protagonisten der „Schweidnitzer Zeitreise“: Dr. Dobiesław Karst (Direktor des Muzeum Dawnego Kupiectwa in Schweidnitz) als Bürgermeister von Schweidnitz anno domini 1648, Matthias Voigt (Mitarbeiter des Schlesischen Museums zu Görlitz) als Daniel Czepko und Dr. Stephan Aderhold (Berliner Musikwissenschaftler, seit vielen Jahren verbunden mit der Friedenskirche in Schweidnitz) als Friedensbote traten in den vom Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau zur Verfügung gestellten Kostümen aus der Zeit auf. Das kleine Theaterstück hat Margrit Kempgen (Kirchliche Stiftung Evanglisches Schlesien) geschrieben und Agnieszka Bormann ins Polnische übersetzt. Beide Sprachversionen wurden in einer Broschüre abgedruckt und an das Publikum verteilt. Das Besondere an der Aufführung war, dass jeder Darsteller in seiner Muttersprache sprach und das Publikum die jeweils unverständlichen Passagen mitlesen konnte. >>> Fotos

Die Performance und das Konzert wurden organisiert durch die Kirchliche Stiftung Evangelisches Schlesien aus Görlitz und das Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz mit den Partnern vor Ort: der Friedenskirche und dem Museum des Alten Kaufmannstandes (Muzeum Dawnego Kupiectwa) in Schweidnitz.