Literaturtage an der Neiße

Buchvorstellunge, Lesungen, Autorengespräche, Diskussionen, Konzerte, Performances, Filmvorführungen und Literaturfrühstück: Die deutsch-polnischen Literaturtage an der Neiße in Görlitz-Zgorzelec bieten spannende Begegnungen mit Dichtern, Schriftstellern, Übersetzern, Kritikern und Literaturliebhabern, mit guten Stoffen auf Papier und der Leinwand. Präsentiert werden aktuelle literarische Strömungen, die in Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik die gesellschaftlichen Diskurse prägen. Ziel ist dabei, Neugier und Lust aufeinander, auf das Entdecken der gemeinsamen Geschichte und Gegenwart zu wecken.

Die deutsch-polnischen Literaturtage an der Neiße sind ein Kooperationsprojekt des Deutschen Kulturforums östliches Europa, der Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH und des Kulturreferats für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz. Als Biennale wurden sie bereits 2014, 2016 und 2018 organisiert. Die für April 2020 geplante 4. Auflage musste wegen Corona-Pandemie verschoben werden und fand unter dem Motto „Travelling wor[l]ds“ am 9.-13. Juni 2021 in gekürzter Form und online statt.

Die 4. Deutsch-Polnischen Literaturtage an der Neiße 2021 richteten den Blick auf das Reisen in und mit der Literatur - in der Pandemie für die meisten Menschen die einzige Möglichkeit des Reisens. Dabei gehören Mobilität und das Reisen bereits seit der Antike zu den beliebtesten und fruchtbarsten Themen der Literaturgeschichte. Als Motiv oder Metapher ist sie in allen literarischen Epochen und Genres zu finden. Im wörtlichen Sinne bedeutet das Reisen das Erkunden der Welt, im metaphorischen Sinne steht es für die Auseinandersetzung mit dem Unbekannten und für die individuelle Entfaltung. Diese Lesart ist in der Gattung Reisebericht besonders sichtbar. So wurde bei den Literaturtagen die deutsch-polnische Anthologie der Reiseberichte aus dem 17.-20. Jahrhundert Wanderer im Riesen-Gebirge am 11. Juni vorgestellt. Mit dem Autor Marcin Wawrzynczak sprach Thomas Maruck.

Weitere schlesische Akzente im Programm der Literaturtage gabt es mit der Buchvorstellung von Kupferberg. Der verschwundene Ort mit dem Autor Filip Springer und der Übersetzerin Lisa Palmes am 9. Juni. Der polnische Reporter, Journalist und Fotograf hat mit seinem 2011 veröffentlichten Buch über das Schicksal des 700 Jahre alten und in den 1970er Jahren verschwundenen schlesischen Bergbau-Städtchens in Polen so viel Aufmerksamkeit erzeugt, dass der Ort mittlerweile ein neues Leben anfing, und zwar u.a. mit dem Literaturfestival "MiedziankaFest" und einer kleinen Brauerei "Browar Miedzianka" - die Kupferberger Brauerei war hier immer einer der wichtigsten Orte. Ende 2019 ist das Buch in deutscher Übersetzung von Lisa Palmes im Paul Zsolnay Verlag Wien erschienen.

Im 20. und 21. Jahrhundert scheinen Reisen und Mobilität zu den wichtigsten Statussymbolen zu zählen. Gleichzeitig haben die weltweiten Migrations- und Fluchtbewegungen eine bisher unbekannte Heimatlosigkeit zur Folge. Dieser mobilitätsbezogene Wandel macht sich auch in der schriftstellerischen Praxis bemerkbar. Diese Entwicklungen wurden u.a. im Autorengespräch mit Emilia Smechowski über ihre Bücher Wir Strebermigranten und Rückkehr nach Polen am 12. Juni thematisiert.

Die Literaturtage 2021 wurden gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aus Mitteln des Kulturreferates für Schlesien am Schlesischen Museum sowie aus dem Kleinprojektefonds (KPF) INTERREG Polen - Sachsen 2014-2020.

Das Programm und weitere Informationen finden Sie unter www.literaturtage.eu.