Schlesien erfahren: Das schlesische Riesengebirge nach 1945. Die Polonisierung der Landschaft

Vortrag von Dr. Mateusz J. Hartwich
6.08.2021, Schlesisches Museum zu Görlitz

Das Riesengebirge ist ein Mittelgebirge im südlichen Niederschlesien an der Grenze zwischen Schlesien und Böhmen und seit Jahrhunderten eine bekannte touristische Region. Die Landschaft wurde seit der frühen Neuzeit immer weiter erkundet und nachhaltig verändert. Parallel zur Erschließung für den Fremdenverkehr wurden dem Gebirge kulturelle Eigenschaften zugeschrieben – von „erhaben“, über romantisch bis zu „urdeutsch“ oder „urslawisch“. Als die polnischen Neusiedler im Frühjahr 1945 die Riesengebirgsregion erreichten, fanden sie eine komplexe Kulturlandschaft vor, die durch eine jahrhundertelange deutsche Besiedlung geprägt war und seit dem 19. Jahrhundert zunehmend vom Fremdenverkehr lebte. Die Umwandlung der Region in eine polnische erforderte intensive Auseinandersetzungen mit ihrer geographischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beschaffenheit. Der Breslauer Kulturwissenschaftler Mateusz J. Hartwich untersuchte den Prozess. In seiner Doktorarbeit zur Transformation dieser Kulturlandschaft nach 1945 stellt er fest, dass die „Polonisierung“ des Riesengebirges nicht nur mit dem Bevölkerungsaustausch und der Neuschreibung der regionalen Geschichte einherging, sondern auch mit einem Neuanfang im Tourismus, der jedoch viele erstaunliche Kontinuitäten aufwies.

Der Vortrag fand in der Reihe Schlesien erfahren im Rahmen des deutsch-polnischen Projektes Schlesien – gemeinsames Natur- und Kulturerbe des Nationalparks Riesengebirge und des Schlesischen Museums zu Görlitz statt und wurde gefördert aus dem Kooperationsprogramm Interreg Polen-Sachsen 2014-2020.