Zwischen Weggehen und Ankommen. Lesung und Gespräch mit Ira Peter und Mariusz Hoffmann

Nicht nur Schlesien – auch wir schauen gern über den Tellerrand! Das Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz lädt ein zur Lesung mit Ira Peter und Mariusz Hoffmann und zum Gespräch über Russlanddeutsche, Oberschlesier, Migration, Integration, Identität, Erinnerungskultur und vieles mehr. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, den 26. November 2025 um 18 Uhr im Schlesischen Museum zu Görlitz statt. Der Eintritt ist frei.

Ira Peter und Mariusz Hoffmann kamen in den 1990er Jahren als Kinder mit ihren Eltern nach Deutschland: sie aus Kasachstan, er aus Oberschlesien. Über das Verlassen der alten und das Ankommen in der neuen Heimat haben sie jeweils ein Buch geschrieben. Während die Journalistin und Bloggerin Ira Peter in „Deutsch genug? Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen“ (2025) ihre Familiengeschichte als Ausgangspunkt für eine umfassende Analyse des Phänomens „Russlanddeutsche“ und eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft nutzt, verarbeitet der Autor Mariusz Hoffmann seine Erlebnisse in einer fiktionalisierten Geschichte. Humorvoll führt sein „Polnischer Abgang“ (2023) in einem Roadtrip von Oberschlesien nach Deutschland und erzählt aus der Perspektive des Jugendlichen über die Träume der Erwachsenen von einem besseren Leben. Dabei haben dann häufig sowohl Oberschlesier als auch Russlanddeutsche und andere „Menschen mit Migrationshintergrund“ Probleme, in der deutschen Gesellschaft anzukommen. Brüche in den Biografien, nicht anerkannte Schulabschlüsse und Lebensleistungen, später Nachteile bei der Rente und das Gefühl, „Bürger zweiter Klasse“ zu sein – das „bessere Leben“ in Deutschland hat seine Schattenseiten. 

Ira Peter beschreibt in ihrem sehr persönlichen Buch „Deutsch genug?“ die Erfahrungen und Konflikte der russlanddeutschen Community. Von der Scham über die Herkunft aus Kasachstan bis hin zur Suche nach der eigenen Identität in Deutschland widmet sie sich den Herausforderungen und Vorurteilen, mit denen Russlanddeutsche heute zu kämpfen haben. Denn an aufrichtigem Interesse und Wissen um die bewegte Historie der rund 2,5 Millionen in Deutschland lebenden Russlanddeutschen mangelt es in unserer Gesellschaft. Ein Buch, das nicht nur die Geschichte der Russlanddeutschen beleuchtet, sondern auch zum Nachdenken über (deutsche) Identität und Integration einlädt.

„Fesselnd, packend, gutgeschrieben und äußerst informativ bezieht „Deutsch genug?“ aus einer äußerst gelungenen Mischung aus auto- und familienbiografischer Erzählung und historischer Erklärung, die aus Fakten, Daten und Ereignissen sehr klug komponiert ist.“ 
Ilko-Sascha Kowalczuk

Ira Peter, 1983 in der Sowjetrepublik Kasachstan geboren, lebt seit 1992 in Deutschland. Sie arbeitet als freie Journalistin unter anderem für Zeit online, taz, FAZ, Frankfurter Rundschau und SWR Radio. Seit 2017 setzt sie sich öffentlich – in journalistischen Beiträgen, sozialen Medien, kulturellen Projekten in Deutschland und der Ukraine, im Aussiedler-Podcast Steppenkinder – mit russlanddeutschen Themen auseinander.

Mariusz Hoffmann begleitet in „Polnischer Abgang“ die Familie Sobota aus dem oberschlesischen Salesche (Zalesie) auf ihrem tragikomischen Roadtrip auf den Spuren der verschollenen Großmutter in Richtung Deutschland. Die Gründe für Omas Verschwinden will dem 14-Jährigen Jarek Sobota niemand erzählen. Doch statt zu Oma Agnieszka nach Hannover zu fahren, geht es für die Sobotas schnurstracks in die Aussiedlerlandestelle Hamm, um dort ihre Anträge zu stellen. Und auch nachdem sie die Aufnahmebestätigung in Deutschland erhalten, rückt das Wiedersehen mit der Oma in immer weitere Ferne. Jarek beginnt, dem Schweigen seiner Eltern zu misstrauen, bis sich am ersten Weihnachtsabend im „gelobten Land“ die Teile des Familienpuzzles plötzlich folgenreich ineinanderfügen.

„Eine warmherzige, humorvolle Geschichte, die in einem Roadtrip von Oberschlesien bis nach Deutschland führt und die – frei von Kitsch und in einer poetischen Sprache – mit liebenswerten Figuren vom Suchen und Ankommen erzählt.“ 
Pierre Jarawan 

Mariusz Hoffmann wurde 1986 in Strzelce Opolskie (Groß Strehlitz) in Polen geboren. Er studierte Philosophie in Hamburg und Literarisches Schreiben in Hildesheim, wo er Mitherausgeber der Literaturzeitschrift BELLA triste war. 2020 war er Stipendiat im Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop. 2021 folgte ein Residenzstipendium des Goethe-Instituts in Broumov, Tschechien. 2022 erhielt er das Arbeitsstipendium für deutschsprachige Literatur des Berliner Senats und 2023 das Alfred-Döblin-Stipendium. Hoffmann arbeitet freiberuflich als Autor und Dozent für kreatives Schreiben und hat er eine feste Stelle als Dozent für Sprachkurse.
 

Treffen der Kulturreferate
Der Anlass, den sonst auf Schlesien fixierten Blick zu erweitern, bietet die jährliche Tagung der Kulturreferate nach §96 BVFG, die diesmal in Görlitz stattfindet. Am 26.-27. November treffen sich hier acht Kulturreferentinnen und Kulturreferenten, die sich seit über 20 Jahren mit historischen Regionen der deutschen Siedlung befassen und angedockt an Museen und Kultureinrichtungen in ganz Deutschland kulturelle Breitenarbeit zur Vermittlung der Geschichte und Kultur dieser Regionen betreiben. Am Schlesischen Museum zu Görlitz ist seit 2002 das Kulturreferat für Schlesien tätig, am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold das Kulturreferat für Russlanddeutsche, weitere Kulturreferate arbeiten in Lüneburg, Ulm, München, Greifswald, Warendorf und Gundelsheim.

Termin 
•    Zwischen Weggehen und Ankommen. Lesung und Gespräch mit Ira Peter und Mariusz Hoffmann
•    26.11.2025, 18:00, Schlesisches Museum zu Görlitz, Eingang Fischmarkt 5
•    Moderation: Carsten Schmidt, Autor und Lehrer in Görlitz
•    Eintritt frei
•    Veranstalter: Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz