Künstlerresidenzprogramm in Niederschlesien

[wersja polska]

Das deutsch-polnische Projekt W/E LAB (West/East Laboratory) verfolgt das Ziel, junge Kunstschaffende (bis 35 J.) aus Sachsen und Niederschlesien, die sich für Themen der Erinnerungskultur im deutsch-polnischen Kontext interessieren, zu fördern und miteinander in Dialog zu bringen. In der ersten Ausgabe wurden sechs junge bildende Künstlerinnen und Künstler deutscher, polnischer, ukrainischer und französischer Herkunft  aktuell wohnhaft bzw. aktiv in Sachsen und Niederschlesien  eingeladen, im Juni und Juli 2023 eine jeweils monatliche Künstlerresidenz im niederschlesischen Tarczyn b. Wleń (Lähn) zu absolvieren. Es sind (in alphabetischer Reihenfolge): Lisa Maria Baier, Theo Guicheron-Lopez, Oscar Lebeck, Patrycja Plich, Bartłomiej Puch, Viktoriia Tofan und Anastasiia Zazuliak. Für mehr Infos über die Kunstschaffende bitte nach unten scrollen.

Zeitgenössische Kunst im Spannungsfeld zwischen Geschichte und Gegenwart

Als Nachbarregionen sind Sachsen (hier vor allem die Oberlausitz) und Niederschlesien seit Jahrhunderten miteinander in Berührung und Beziehung. Die meiste Zeit davon gehörte auch Niederschlesien zum deutschgeprägten Sprach- und Kulturraum. Erst die geschichtlichen Verwerfungen und Umbrüche des 20. Jahrhunderts schufen hier mit der Grenzverschiebung und dem Bevölkerungsaustausch eine neue Nahtstelle, die auch künstlerisches Potenzial entfachten kann. Die Geschichte der Region Niederschlesien sowie die daraus resultierenden kulturellen, nationalen und sozialen Verflechtungen, die sich hier ständig überlagern, bilden so den Ausgangspunkt für die künstlerischen und auch wissenschaftlichen Aktivitäten junger Menschen. 

Nach dem Residenzaufenthalt mündet das Projekt in eine kuratierte Aufarbeitung der Arbeitsergebnisse und eine Reihe von öffentlichen Präsentationen in

Veranstalter und Förderer

W/E LAB wird organisiert von der Stiftung FLOWLAND aus Tarczyn in Zusammenarbeit mit der Stiftung OP ENHEIM aus Wrocław, dem Zentrum für Kunst und Kultur OKiS aus Wrocław, der Kunstgalerie Legnica sowie dem Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz (hier im Rahmen des Programms SATELLITEN – Begegnungen mit zeitgenössischer Kunst in Schlesien). Das Projekt wird 2023 gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und das Marschallamt der Wojewodschaft Niederschlesien.

Künstlerinnen und Künstler des Programms W/E LAB 2023

Lisa Maria Baier

  • geboren 1988 in Görlitz. Sie studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und an der Universität für Bildende Künste in Budapest (HU). In ihren Arbeiten gelingt es ihr, die Ambivalenzen, das Unbehagen und die Zweifel der heutigen jungen Generation im Umgang mit dem kulturellen Erbe auf besondere Weise zum Ausdruck zu bringen. Ihre Videoarbeiten und Rauminstallationen offenbaren einen fortlaufenden Prozess der Verhandlung der Bedeutung von Motiven und Bildern aus ihrem persönlichen Fundus. Sie lebt und arbeitet in Dresden.
  • Während der Künstlerresidenz W/E LAB erforschte sie – ausgehend von der tragischen Geschichte ihrer Großmutter – die Schicksale von Menschen, insbesondere Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus/nach Niederschlesien umgesiedelt wurden.
  • Webpräsenz unter https://www.lisamariabaier.de/

Theo Guicheron & Patrycja Plich

  • geboren 1991 in Paris, bildender Künstler, lebt und arbeitet in Leipzig und Merseburg. Er studierte an der Multimedia School in Paris. Mitbegründer des Kunstraums Fuite in Marseille (FR). 2023 gründete er zusammen mit Patrycja Plich das Künstlerstudio Passe-Point, das zwischen Leipzig / Merseburg und Arles (FR) agiert.
  • Auch in der Künstlerresidenz W/E LAB arbeitete Theo Guicheron-Lopez mit Patrycja Plich zusammen. Ihr Projekt basiert auf ihren Erfahrungen mit dem Leben in Sachsen und Niederschlesien. Das Endergebnis ist ein Gedichtband mit Mixed-Media-Elementen, der Sprache, Paradoxien und kulturelle Identität reflektiert.
  • Webpräsenz unter https://theoguicheron-lopez.com/

Oscar Lebeck 

  • geboren 1993 in Hamburg. Er studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. In seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt er sich mit der Darstellung und Visualisierung von Spuren der Geschichte, erforscht die Wahrnehmung geschichtsträchtiger Orte und regt zum Nachdenken über die Vielseitigkeit der Darstellung deren baulicher Relikte an.
  • Während seines Aufenthalts in Tarczyn recherchierte er die Geschichte und Gegenwart von NS-Tatorten in Niederschlesien. In seinen Arbeiten versucht er, die Bedeutung dieser historischen Orte, hier insbesondere des KZ Groß-Rosen, auch in ihrer räumlichen Dimension hervorzuheben.
  • Webpräsenz unter https://oscarlebeck.de/

Bartłomiej Puch

  • geboren 1997 in Limanowa (PL), Kulturanthropologe und bildender Künstler. Er absolvierte das Studienfach Ethnologie an der Jagiellonen-Universität in Krakau (Kraków) und studiert jetzt Intermedia-Fotografie an der Universität der Künste in Posen (Poznań). Mitarbeiter des Grotowski-Instituts in Breslau (Wrocław), wo er das Dokumentationsprojekt "Faktentheater" mitgestaltet hat. Moderator von Workshops für kreatives Schreiben.
  • Während der Künstlerresidenz W/E LAB erforschte er die Landschaft von Tarczyn und ihre Wandlungen in der Darstellungsweise (anhand von Postkarten) mit alten und heutigen Techniken.
  • Webpräsenz unter https://bpuch.work/

Viktoriia Tofan

  • geboren 1993 in Dnipro (UA). Sie lebt und arbeitet in Breslau (Wrocław). Tofan studierte Malerei an der Eugeniusz-Geppert-Akademie der Schönen Künste in Wrocław, die sie 2019 mit Auszeichnung absolvierte. Zwei Jahre zuvor erhielt sie einen Bachelor-Abschluss in Staffelei- und Wandmalerei an der Nationalen Akademie der Schönen Künste und Architektur in Kiew (UA). Sie hat bereits an vielen Ausstellungen und Kunstprojekten in ganz Polen teilgenommen.
  • Ihr W/E Lab Projekt zielt darauf ab, das Wesen der menschlichen Beziehungen zur Natur und zur Heimat zu erfassen. Mit einer Sammlung von Artefakten zeigt sie die Bedeutung der Erde für die Gestaltung der individuellen und kollektiven Identität.
  • Webpräsenz unter https://www.instagram.com/viktoriia_tofan/

Anastasiia Zazuliak

  • geboren 1999 in Tarnopil (UA), Absolventin des Canon Student Development Programms 2022 und derzeit Studentin des VII Academy Programms (Sarajevo, BIH). Ihre Arbeiten wurden bereits in der Ukraine, Polen, der Tschechischen Republik, Litauen, den USA, Deutschland und anderen Ländern präsentiert. Sie konzentriert sich auf die Themen Identität, Migration, Trauma und Kindheit. Aktuell lebt sie in Breslau (Wrocław).
  • In der Künstlerresidenz W/E LAB erforschte sie das ländliche Leben, insbesondere die Beziehung der Einwohner von Tarczyn zur Natur. Das Ergebnis ist ein fotografischer Essay, der zeigt, wie die Menschen mit und in der Natur leben.
  • Webpräsenz unter https://anastasiiazazuliak.com/