30.10.2021, 17:00, Schlesisches Museum zu Görlitz
Der Film "Schlesiens Wilder Westen" (2002, 98 Min.) von Ute Badura erkundet die Geschichte und Gegenwart von Kopaniec (dt. Seifershau), einem Ort am Rande des Iser- und Riesengebirges, durch die Erinnerungen seiner früheren und heutigen Bewohner. Ihre Lebenswege spiegeln die Erfahrung von Millionen von Menschen wider. Zwischen dem Früher und dem Heute liegt die Vertreibung. Die deutschen Bewohner des Ortes wurden ab Sommer 1946 vertrieben, bereits seit 1945 wurden Vertriebene aus dem von den Sowjets annektierten Ostpolen hier angesiedelt. In den ersten Jahren nach Kriegsende nannte man die neuen Gebiete Polens „Der Wilde Westen“.
Unmittelbar nach dem Krieg lebten die alten und die neuen Bewohner mehrere Monate zusammen in einem Haus. Für beide Gruppen eine psychisch belastende, oft unerträgliche aber auch lehrreiche Situation, die das ganze Spektrum an menschlichen Reaktionen auslöste – zwischen schikanieren über gemeinsam wirtschaften bis zur Anfreunden war alles dabei. Auch über diese Erfahrungen erzählt der Film, in dem deutsch-polnische Begegnungen und Gespräche während eines der vielen Besuche der Deutschen in Kopaniec dokumentiert werden.
Das Dorf Kopaniec ist Mittelpunkt des Filmes und Bindeglied zwischen den früheren und heutigen Bewohnern. 20 Jahre lang war es auch der Wohnort des Künstlers Jacek Jaśko, einem der Protagonisten im Film. Seine Schwarz-Weiß-Fotografien von Kopaniec und aus dem Riesengebirge waren vom 22. Juli bis 31. Oktober 2021 in der Ausstellung Streifzüge / Wędrówki im Museum der Fotografie in Görlitz zu sehen. Der Fotograf war auch bei der Filmvorführung dabei und beteiligte sich am anschließendem Gspräch mit Ute Badura und Agnieszka Bormann.
Die Filmvorführung fand im Rahmen des deutsch-polnischen Projektes „Schlesien – gemeinsames Natur- und Kulturerbe“ des Nationalparks Riesengebirge und des Schlesischen Museums zu Görlitz statt und wurde gefördert aus dem Kooperationsprogramm Interreg Polen-Sachsen 2014-2020.